Mit dem geplanten Umzug der KME in die alte Kaserne wird die Mediothek neu gedacht. Welche Funktionen soll sie angesichts des rasanten Wandels von Informations- und Kommunikationstechnologie erfüllen?

 

Fokus - Mediothek

Die neue Mediothek in der alten Kaserne

Was für das Schulzimmer der Zukunft und die Wandtafel von morgen gilt, gilt bei der Planung einer neuen Mediothek in verschärftem Mass: Mit dem rasanten Wandel von Informations- und Kommunikationstechnologien stellt sich die Frage, welche Dienstleistungen eine Schulmediothek für Lehrpersonen und Studierende in Zukunft erbringen soll. Für den Umzug der KME in die alte Kaserne, geplant für das Jahr 2027, müssen nicht nur die Infrastruktur für den Unterricht von morgen, sondern auch eine zeitgemässe Mediothek neu geplant werden.

Dass es nicht einfach darum gehen kann, die bestehende Mediothek eins zu eins umzuziehen, wurde sehr schnell klar. Zum Beispiel bei der für die Architekten wichtigen Kenngrösse der benötigten Laufmeter für Ausleihmedien. Werden das in erster Linie immer noch Bücher sein? Aber auch bei den Überlegungen zu den Anspruchsgruppen zeichnet sich eine Veränderung ab: Die neue Mediothek wird nicht nur von den KME-Angehörigen genutzt werden, Kursteilnehmende und Kursleiter:innen der EB Zürich werden ebenfalls dazugehören.

Ein Ort des Lernens und der Begegnung

Um überhaupt eine Vorstellung davon zu erhalten, wie eine Mediothek der Zukunft aussehen könnte, wurde im November 2021 eine Arbeitsgruppe gegründet mit der Präsidentin der Mediothekskommission, einer Vertreterin der EB-Zürich, den Mediothekarinnen und der KME-Geschichtslehrperson, die für die Sammlung zuständig ist. Letztere, weil das Fach Geschichte traditionellerweise für die Einführung der KME-Studierenden in den Gebrauch der Mediothek zuständig ist.

Als Grundlage für die Planung diente ein neu erstelltes Konzept, worin vier zentrale Funktionen der Mediothek festgelegt wurden: Die neue Mediothek in der Kaserne soll ein Raum des Lernens, der Begegnung, der Medien und der Dienstleistung sein. Die Bereitstellung und Ausleihe von Medien wird damit zu einer von vier zentralen Funktionen, die Mediothek entwickelt sich hin zu einem Lern- und Informationszentrum. Genügend Arbeitsplätze, aber auch gemütliche Aufenthaltsbereiche und Möglichkeiten für Ausstellungen und kleinere Veranstaltungen sowie Infrastruktur für Schulungen standen deshalb schon bald auf dem Wunschzettel der Arbeitsgruppe.

Dass diese Anforderungen sich entscheidend auswirken auf das Raumprogramm und die Bespielung des vierten und fünften Obergeschosses, wo die zukünftige Mediothek ihre neue Heimat finden wird, wurde im Rahmen von fünf Workshops der Arbeitsgruppe mit den Architekten und Vertretern des Hochbauamtes immer wieder deutlich. Unterstützung erhielt die Arbeitsgruppe dabei vom Schweizerischen Bibliotheksservice, der auf die Innenarchitektur von Mediotheken spezialisiert ist. Von Nico Cosentino, Teamleiter Bibliothekausstattungen, stammt denn auch ein erster konkreter Entwurf, wie die Mediothek in der Kaserne aussehen könnte:​

Die Verteilung auf zwei Stockwerke, verbunden mit einer Wendeltreppe, legt es nahe, die vier Funktionen der neuen Mediothek auf die dritte und vierte Etage aufzuteilen. So soll im unteren Stock der Raum für die ausleihbaren Medien und für Arbeitsplätze zur Verfügung stehen (Raum der Medien und des Lernens). Im fünften Stock, wo eine neue Glaskuppel als «Krone» der renovierten Kaserne eingebaut wird und für Oberlicht und eine luftige Atmosphäre sorgt, soll der Begegnungs- und Informationsraum Einzug halten.

Geplant sind neben bequemen Loungemöbeln eine kleine Kaffeebar und Möglichkeiten für Ausstellungen, z.B. von Maturarbeiten. Am Info-Desk, dem Hauptarbeitsplatz der Mediothekarinnen, sollen die Besucher:innen nicht nur zu wichtigen Informationen über Ausleihmedien kommen, sondern sich umfassend zu Recherche- und Informationsquellen beraten lassen können.​

Herausforderungen in der Umsetzung

Die über dem Haupteingang geplante Mediothek ist ein Dreh- und Angelpunkt des Kasernenumbaus. Für die Jury des Architekturwettbewerbs war die Behandlung des Mitteltrakts eines der wichtigen Argumente, das Team Echsle/Spillmann mit dem ersten Platz zu belohnen. Sie schreibt in ihrer Begründung: «Die über dem Empfang um einen grosszügigen Lichthof über drei Geschosse laubenartig angeordneten Working Spaces und Mediotheksflächen sind betrieblich vorteilhaft an zentraler Lage im Gebäude situiert und lassen in Verbindung mit entsprechenden akustischen Massnahmen eine einzigartige und hohe Aufenthaltsqualität erwarten.»

Auch die Denkmalpflege trug diesen grossen Eingriff im Mitteltrakt der Kaserne mit. Zwar musste der aus dem Gebäude herauswachsende, verglaste Turm nochmals redimensioniert werden. Aber auch die aktuelle Version lässt im obersten Stockwerk der Mediothek einen grandiosen Blick über die Kasernenwiese zu.

Den Anforderungen aus dem Mediothekskonzept gerecht zu werden, ist anspruchsvoll. Die flexiblen Nutzungsanforderungen liessen sich nicht immer problemlos mit den formalen Gestaltungsansprüchen der Planer:innen in Übereinstimmung bringen. ​

Weitere Herausforderungen müssen bezüglich der akustischen Situation des Atriums bewältigt werden: Denn in den vier Stockwerken sind nicht nur die Mediothek, sondern auch freie Arbeitsplätze für die Studierenden und im untersten Geschoss die Arbeitsplätze für Lehrpersonen untergebracht. Gelingt es, die vielfältigen Anforderungen zu erfüllen, wird der Mitteltrakt zum Herzstück und Mittelpunkt der neuen Kaserne werden.

Text: Martin Klee und Nicole Sotzek
Bilder: Nico Cosentino, Spillmann Echsle Architekten