Quello che la storia ha cancellato, la parola ha conservato, intatto, eterna. (Giorgio de Marchis: Il poeta, il ragazzo, la ragazza. Palermo 1994, p.14)

Personen – Regina Peter

Quo vadis, Regina?

 


Am 12. Juni 1978 schreibt Ernst Risch, Professor für Indogermanische Sprachwissenschaft an der Universität Zürich:

Sehr geehrtes Fräulein Peter! Ich habe jetzt aus Florenz einen Brief bekommen …, wenn Sie noch nichts Passendes gefunden haben, wäre die darin genannte Adresse für Sie wohl interessant. …

In besagtem Brief aus Florenz steht unter anderem:

Es hat sich gerade eine, glaube ich, recht günstige Gelegenheit ergeben, indem Prosdocimis ihr ständiges sardisches Kindermädchen verlieren und Frl. Peter liebend gerne aufnehmen würden.

Sie wohnen ja in der schönsten Gegend von Florenz, Frl. Peter hat ein eigenes Zimmer mit Bad und wohnt in diesem einmaligen Turmgebäude … Die Buben sind bis 5 in der Schule, dann müsste sie sich um sie kümmern, d.h. sie auch von der Schule abholen. … Das Günstige ist, dass Prosdocimis 10 Minuten von der Ausländeruniversität wohnen und Frl. Peter also dort am Vormittag gut einen Kurs besuchen kann. …

So kam es, dass Regina nach der Matura an der Kantonsschule Rychenberg in Winterthur als Au-pair ein Jahr in Florenz verbrachte.

Knapp vier Jahre später, nach zweijährigem Studium der Italianistik und Latinistik an der Universität Zürich und einem weiteren Jahr in Florenz als Deutschassistentin an einer Handelsmittelschule und Studentin an der Università degli studi, facoltà lettere e filosofia, erhält signorina Regina folgende von Hand geschriebene Studienbestätigung:

Dichiaro che la signorina Regina Peter ha sostenuto in data 5 ottobre 1982 l’esame di Storia della lingua italiana, riportando voti 30 su 30. L’esame verteva sull’analisi linguistica d’un testo fiorentino del tardo Quattrocento, esaminato dalla signorina Peter, in una relazione scritta presentata a questa cattedra.

Arrigo (Enrico) Castellani, ordinario di Storia della lingua italiana nella facoltà di lettere dell‘ Università di Firenze.

Regina kehrt nun an die Universität Zürich zurück, um ihr Italienisch- und Lateinstudium fortzusetzen. Ihre Verbindung zu Florenz und Italien bricht allerdings nicht ab, sie sollte mit ihrem Partner während der kommenden Jahre in über 200 Reisen ganz Italien kennenlernen.

«… und merkt bald, dass die Arbeit mit Erwachsenen ihr grosse Freude bereitet.»

Sprache und Kreativität

1986 schliesst Regina ihr Studium an der Universität Zürich ab und beginnt, eingestellt von Altrektor Philipp Haerle, im gleichen Jahr an der KME Latein, einige Jahre später auch Italienisch zu unterrichten und merkt bald, dass die Arbeit mit Erwachsenen ihr grosse Freude bereitet. Seit 2004 ist sie zudem Dozentin für Lateinkurse an der Universität Zürich. So fand Regina ihrer grossen Sprachbegabung und ihrem sprachwissenschaftlichen Interesse entsprechend ein befriedigendes Tätigkeitsfeld. Regina suchte aber immer wieder Freiräume, in denen sich ihr künstlerisches Talent entfalten konnte.

Traumberufe ihrer Jugendzeit waren Textildesignerin und Schauspielerin. So war sie einmal eine ganze Spielzeit lang Laiendarstellerin in der Profi-Theatergruppe Vaudeville in Zürich; seit vielen Jahren singt sie in einem Chor, dazu gehören Gesangsstunden und Stimmbildung. Von ihrer künstlerischen Begabung zeugen aber auch staunenswerte Zeichnungen und Papierarbeiten und last but not least klar strukturierte und wunderschön gestaltete Unterrichtsunterlagen, die Regina mir immer grosszügig zur Verfügung stellte.

«Regina suchte aber immer wieder Freiräume, in denen sich ihr künstlerisches Talent entfalten konnte.»

Gründung «Grundkurs Sprache»

Zurück zu Reginas Sprachpassion: Im Jahr 1999 gehörte Regina zu den Gründungsmitgliedern eines sog. fächerübergreifenden Grammatikkurses. Lehrpersonen aller Sprachfächer an der KME entwickelten damals einen sprachvergleichenden Grundkurs Sprache, der im «Grundkurs Sprache» des Basisjahrs (im Lehrplan «Vergleichende Sprachbetrachtung» genannt) und der PH-Klassen (Grammatikkurs) bis heute fortbesteht. Regina unterrichtete den Kurs während all der Jahre engagiert, entwickelte ihn massgeblich weiter und passte ihn an die veränderten Verhältnisse an.

Zu den schönsten gemeinsamen Erlebnissen mit Regina gehören drei Reisen der Fachschaften Italienisch und Latein. Unser erstes Ziel im Jahr 2014 war Triest, zwei Jahre später führte uns die nächste Reise nach Meran, Bozen, Trento und Sirmione, nach Genua diesen Sommer schliesslich die dritte, die zugleich eine Abschiedsreise für Regina war, bevor sie sich nach 36 Dienstjahren an der KME nun aufmacht, liebgewonnene bekannte Wege weiterzugehen und neue zu entdecken.

Ich danke Regina herzlich für die kollegiale und inspirierende Zusammenarbeit in den Fachschaften Latein und GKS und wünsche ihr alles Gute.

Text: Anne Broger
Bilder: Roberto Huber