Nach 24 Jahren verlässt uns Moritz Adelmeyer, um sich auf seine Dozententätigkeit an der ZHAW zu konzentrieren. Damit verlieren wir einen Mathematiklehrer, der sich nicht nur für Methoden, sondern auch für die Menschen interessiert.
Lieber Moritz,
zum ersten Mal bin ich dir in einem der grünen «Berichte über Mathematik und Unterricht» begegnet, die in den 1990er-Jahren an der ETH publiziert wurden. Darin beschreibst du ausführlich, wie du zusammen mit einer Klasse der Kantonsschule Baden einen Flugsimulator programmiert hast, mit dem ihr am Computer sogar Loopings geflogen seid.
Mein erster Eindruck war, dass dir dieses Projekt wohl grossen Spass gemacht hat. Nicht, weil du damit irgendein mathematisches Steckenpferd hättest reiten können, von dem sonst kaum jemand eine Ahnung hat, oder weil es dich fachlich gefordert hätte, sondern weil du einen attraktiven Weg gefunden hast, zusammen mit Jugendlichen an ihren mathematischen Erkenntnissen und Fertigkeiten zu arbeiten.
Später an der KME warst du mein Mentor, und vorausgeeilt war dir der Ruf, innerhalb der Fachschaft der Didaktiker zu sein. Nach anfänglicher Skepsis fiel mir auf, dass Didaktik für dich viel mehr bedeutet als nur die Anwendung verschiedener Methoden, um Studierende von A nach B zu bringen.
Natürlich hast du solche Methoden gekannt und laufend perfektioniert, doch ebenso wichtig war dir der lebendige Austausch mit deinem Gegenüber. Oft habe ich erlebt, dass es dich grundsätzlich interessiert, wie Menschen mit Mathematik umgehen. Selbst dein eigenes Verhältnis zum Stoff hast du immer wieder hinterfragt. So hast du mir kürzlich von einer Sicht auf Logarithmen erzählt, die es erlaubt, sogar diesem sattsam bekannten Gegenstand noch Neues abzugewinnen.
Von dir habe ich gelernt, dass die dauernde Auseinandersetzung mit verschiedenen Unterrichtsaspekten und den daran beteiligten Menschen zwar mitunter anstrengend sein kann, aber weitaus befriedigender ist, als sich im Hamsterrad abzustrampeln.
«Oft habe ich erlebt, dass es dich grundsätzlich interessiert, wie Menschen mit Mathematik umgehen.»
Um die Gemeinschaft bemüht
Du warst nicht nur im Kollegium nahbar und beliebt, sondern konntest selbst auf Studierende freundlich zugehen, die mit Mathematik nichts am Hut hatten. Als langjähriger Fachvorstand hast du dich immer wieder um Gemeinschaft bemüht, unter anderem einen Mittagstisch mit Ehemaligen organisiert, der uns sogar nach deinem Weggang noch erhalten bleibt.
Bereitwillig hast du deine Unterrichtsunterlagen mit uns geteilt, wovon wir in der einen oder anderen Form sehr profitierten. Schliesslich war Kooperation kein Fremdwort für dich: Zusammen mit Gérard Iooss hast du ein Buch zur Bifurkationstheorie geschrieben und mit Elke Warmuth eines zur Finanzmathematik.
Nun verlässt du uns nach 24 Jahren, was nicht nur ich schade finde, und konzentrierst dich auf deine Tätigkeit als Dozent an der ZHAW. Das zum einen, weil einige schulinterne Änderungen während deiner Zeit an der KME, wie zuletzt die Neukonzeption der Teilzeitschule, nicht deinen Vorstellungen entsprachen, und zum anderen, weil du jetzt an der ZHAW die Gelegenheit bekommen hast, nochmals etwas Neues aufzubauen. Dazu wünsche ich dir noch viele bereichernde Höhenflüge!