Dem Thema Gesundheit wird im Bildungswesen in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Die Frage, wie Studierende aber auch Lehrpersonen gesund bleiben, beschäftigt auch die KME.
Sind die Anforderungen der Schule an die Schülerinnen und Schüler wirklich so gestiegen, dass sie eine Gefahr für die psychische Gesundheit darstellen? Dieser Frage müssen sich Schulen und Politik heute stellen. Der Zürcher Oberländer berichtete am 24.9.24 im Artikel «Ein aktueller und ein ehemaliger Schüler der Kantonsschule Uster erzählen» von zwei Schülern der Kantonsschule Uster: Davide Iozzi, der aktuell dort zur Schule geht, und Andreas Jucker, der vor fast 50 Jahren dort die Matur gemacht hat. Jucker sieht positive Entwicklungen wie verbesserte Veranstaltungen und ein umgebautes Gebäude. Iozzi hingegen spürt den Leistungsdruck intensiver und wünscht sich, dass dieser aufhört.
Klare Zahlen
Die gesteigerte Wahrnehmung von Stress und Leistungsdruck betrifft nicht nur die Kanti-Schülerinnen und -Schüler in Uster, sondern unsere ganze Gesellschaft und damit auch die Schülerschaft an der KME. Während sich gemäss einer Studie des Bundesamtes für Statistik von 2023 die Jugendlichen seit 2017 in ihrer Freizeit genügend bewegen (81%) und sich der Anteil der inaktiven jungen Erwachsenen sogar von 19% (2002) auf 5% (2022) reduzierte, bringen Druck und hoher Anspruch an sich selbst eine neue psychische Belastung und sogar Stress mit sich.
Vorwiegend bei den Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren ist ein Anstieg der mittleren oder hohen psychischen Belastung zu beobachten. Zwischen 2017 und 2022 stieg der Prozentsatz bei den Männern um 6,8% (grün) und bei den Frauen sogar um 10%. Wir müssen also zur Kenntnis nehmen, dass 2022 die Belastung der Jugendlichen deutlich zugenommen hat.
Ansetzen, wo der Schuh drückt
Auf diese Entwicklung der Gesellschaft muss auch die Schule reagieren. Deshalb versucht nun das Team der Lehrperson Prävention & Gesundheit (LPG), bestehend aus Damaris Zellweger und Janine Sutter, an der KME dieser Realität mit neuen Gesundheitsprojekten entgegenzuwirken. Die Weiterbildung der zwei Lehrpersonen ist im vollen Gange und wird 2025 zum Abschluss kommen. Teil und zugleich Ziel der Ausbildung ist es, die Rahmenbedingungen für Gesundheit an der KME zu verbessern. Für die Lehrpersonen wurde in diesem Rahmen bereits ein Ruheraum eingerichtet. Ziel des Abschlussprojekts ist es nun, etwas für die Studierenden bereitzustellen. Vorerst soll dort angesetzt werden, wo der Schuh drückt.
Der erste Schritt besteht darin, die Druckstellen zu identifizieren. Geplant ist eine Austauschgruppe mit den LPG und freiwilligen Studierenden, die grundlegende Bedürfnisse in Bezug auf Gesundheitsthemen ermitteln wird. Daraus soll ein Kurskonzept mit Walk-In-Angeboten entstehen, das Strategien für Stressmanagement und Resilienz vermittelt. Unsere erwachsenen Studierenden sollen nachhaltige Hilfe und Unterstützung erhalten, die sie darin bestärken, den Alltag eigenständig und stressfrei zu bewältigen sowie selbstwirksam Hürden anzugehen und zu überwinden. Diese Fähigkeiten haben auch eine präventive Funktion, da sie in akut schwierigen Situationen anwendbar sind.
«Wir brauchen eine gesamtschulische Wertehaltung und ein einheitliches Bewusstsein, was es braucht, damit wir gesund den Weg zusammen beschreiten können.»
Alle sind Teil des Ganzen
Wenn wir aber von einer gesunden Schule sprechen, gehören alle Menschen, die an der Schule tätig sind, dazu. Es ist nicht nur wichtig, eigene Belastungsgrenzen und Möglichkeiten zu erkennen, sondern auch dem Gegenüber Beachtung und Aufmerksamkeit zu schenken. Das verständnis- und rücksichtsvolle Miteinander ist der Schlüssel dazu. Dazu gehören Lehrerinnen und Lehrer, Assistentinnen und Assistenten, die Schulleitung und der Hausdienst, ohne welche das Resultat niemals zu erreichen ist.
Das bedeutet, wir brauchen eine gesamtschulische Wertehaltung und ein einheitliches Bewusstsein, was es braucht, damit wir gesund den Weg zusammen beschreiten können. Mit dem Weiterbildungstag 2022 «KME – Schule gesund und resilient machen» und den Workshops für Lehrerinnen und Lehrer hat die KME den Startschuss gegeben und mit dem Team LPG eine Projektgruppe ins Leben gerufen, die sich dem Thema «Gesundheit an der Schule» annimmt.